report 123
Gegen die Zerstörung des Planeten: Wirtschaftswachstum auf dem Prüfstand
Franz Garnreiter, Roland Charles Pauli, Willy Sabautzki
52 Seiten, November 2020
Können wir unser westliches materiell reiches Lebens- und Wirtschaftsmodell langfristig fortführen? Und auf alle Menschen dieser Erde ausweiten? Das ist die Leitfrage in diesem isw-report. Die drei Autoren machen sich mit unterschiedlicher Perspektive daran, Antworten zu finden.
Franz Garnreiter belegt, dass bereits das heutige Niveau der Naturvernutzung in der Wirtschaft, aber noch mehr eine Verwirklichung der traditionellen gewerkschaftlichen und linken Vorstellungen von einem Aufholen der armen Weltbevölkerung auf unser Niveau und über einen permanenten Einkommens- und Konsumzuwachs bei uns auf Dauer zu einer maßlosen Überforderung von Natur und Umwelt führen. Technik hilft dagegen, reicht aber nicht. Notwendig ist eine weitreichende Umverteilung gegen Luxuskonsum und zugunsten der Ärmeren sowie der ressourcenschonende Umbau der Wirtschaft, angefangen mit der Abschaffung unproduktiver Tätigkeiten. Unabdingbar ist aber auch eine Konsumbeschränkung bei der breiten Bevölkerung, gegen den herrschenden und forcierten Konsumrausch, gegen die Wegwerfmentalität, gegen eine Pseudo-Selbstverwirklichung mit Hilfe von Statussymbolen.
Charles Pauli skizziert verschiedene Konzepte des ökologischen Umbaus: “Grünes Wachstum” durch Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch oder Minuswachstum durch Reduzierung von rohstoffintensiver Produktion und Konsum? Ökologische Marktwirtschaft oder Primat der Politik? Er überprüft die Möglichkeiten einer “Entkopplung”, zeigt ihre Begrenzungen auf und beschreibt notwendige politische Maßnahmen für eine ökologische Transformation jenseits des Wachstumsdogmas.
Willy Sabautzki analysiert die Fehlentwicklung von Auto-Mobilität als die gesellschafts-prägende Verkehrsleistung und ihrer zugrundeliegenden Verkehrsinfrastruktur. Das Auto als Statussymbol für individuelles Glück und Erreichtes und materielle Teilhabe an einem falsch verstandenen Wohlstand erfordert ein kritisches Hinterfragen der käuflich zu erwerbenden Pkw-Mobilität. Das jahrzehntelang lancierte neoliberale Glaubensbekenntnis uneingeschränkter Vermarktung “Deutsche Autos sind ein Exportschlager” beweist in Zeiten zunehmender negativer Folgewirkungen mehr denn je seine Unglaubwürdigkeit. Der motorisierte Individualverkehr outet sich als ein Wohlstands-Desaster mit massiven negativen Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Gesundheit. Der Aufbau einer facettenreichen klimaneutralen Mobilität bedarf der Konversion der Arbeit in der Automobilindustrie und der Staatsintervention mit partizipativer Planung zur Regulierung des Verkehrssektors.
Kapitel 1: Statt Endloswachstum von Wirtschaft, Naturzerstörung, Konsumrausch: Umbau, Umverteilung, Konsumbeschränkung (Franz Garnreiter)
- Das alte Wirtschaftswachstumsdenken bedroht das langfristige gute Überleben
- Die Wohlstands-Potenzen einer Reduzierung der weltweiten Ungleichheit
- Wirtschaft, die die Gesellschaft nicht wirklich wohlhabender macht
- Luxus – Zum individuellen Konsummuster der “breiten Masse”
- Skepsis über das Gelingen des Umbaus ist angebracht
Kapitel 2: Nachhaltigkeit und ökologischer Umbau: Aber wie? (Charles Roland Pauli)
- Das Ziel: Den Ressourcenverbrauch halbieren!
- Nullwachstum, Konsumverzicht, Degrowth – oder grünes Wachstum und Entkoppelung?
- Die Gegenwart: Rohstoffe und Recycling – Wo stehen wir?
- Über den aktuellen Stand hinaus: Grenzen der Kreislaufwirtschaft
- Jenseits von Technik und Wachstumswirtschaft: Politische Maßnahmen zur ökologischen Transformation
Kapitel 3 (Willy Sabautzki)
A. Auto-Mobilität und Verkehr – einen infrastrukturellen Grundpfeiler von Wirtschaft und Gesellschaft sozial-ökologisch ausrichten
- Mobilität und Verkehrsentwicklung als Gradmesser wachstumsgetriebener Automobil-Produktion
- Das “dicke Brett” Verkehrswende
- Das Pariser Klimaschutzabkommen verlangt die Dekarbonisierung des Verkehrs
- Auto-Mobilität – ein Prägestempel neoliberaler Marktwirtschaft
B. Ein sozial-ökologisches Grundraster für eine Mobilitäts- und Verkehrswende
- Wirtschaftsverkehr radikal umbauen – wie geht das?
- Umsetzung einer auf Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Automobil-Produktion
- Verkehrsinfrastruktur der Zukunft – Die Zurückgewinnung urbanen Lebensraumes
- Konversion der Arbeit in der Automobilindustrie. Ein Beitrag zur Verkehrswende
- Staatsintervention und partizipative Planung zur Regulierung des Verkehrssektors
C. Soziale Bewegungen als Treiber für die Umsetzung einer sozial-ökologischen Wende