Das chinesische BIP wuchs im dritten Quartal um 4,9 % gegenüber dem Vorjahr und übertraf damit die Markterwartungen, da der Konsum anzog und sich die Industrieproduktion im Zuge der staatlichen Maßnahmen zur Wachstumsförderung stabilisierte.[1]

 

 

Chinas BIP-Wachstum: 4,9 % im 3. Quartal 2023

Es ist niedriger als das Wachstum von 6,3 % im zweiten Quartal, aber letzteres kann teilweise auf eine niedrige Basis im gleichen Zeitraum im Jahr 2022 zurückgeführt werden. In den ersten drei Quartalen wuchs das BIP gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich um 5,2 %. China dürfte somit sein jährliches Wachstumsziel von "etwa 5 %" gegenüber dem Vorjahr erreichen, vorausgesetzt im vierten Quartal ist das eingeplante Wachstum von 4,4 % im Jahresvergleich zu erreichen.

Für das Jahr 2023 wird das BIP China auf rund 19,4 Billionen US-Dollar prognostiziert. Die Statistik zeigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von China im Zeitraum 1980 bis 2022 und Prognosen bis zum Jahr 2028. Insgesamt hat sich die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik China innerhalb von zehn Jahren nahezu verdreifacht. Bereits jetzt ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht absehbar.

Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen
1980 - 2022 und Prognosen bis 2028

Die chinesischen Haushalte und Unternehmen haben infolge einer Reihe von staatlichen Konjunkturmaßnahmen ihr Ausgabeverhalten erkennbar erhöht. Noch zu Beginn des Jahres erlebte die chinesische Volkswirtschaft nach dem Wegfall der Covid-Kontrollen zunächst einen Aufschwung, der sich allerdings bis Mitte des Jahres abschwächte. Die Umsetzung der Vorgaben der Zentralregierung zu einer Reihe von fiskalischen und geldpolitischen  Maßnahmen insbesondere der Senkung der Leitzinsen Erleichterung bei der Kreditaufnahme zur Förderung des Konsums, die umgesetzten Projekte zur Stärkung des privatwirtschaftlichen Sektors sowie eine Lockerung der Beschränkung für den Erwerb von Wohneigentum zur Wiederbelebung des schwächelnden Immobilienmarktes.

China hat stets darauf geachtet, die Geldpolitik des Landes  in einem normalen Rahmen zu gestalten,  wobei die realen Zinssätze weitgehend den  potenziellen Wachstumsrate der Wirtschaft entsprachen. Nicht zu übersehen ist dabei aber, dass der Wirtschaftsbereich Immobilien nach wie vor Sorgen bereitet, nachdem die Kaufzurückhaltung noch keine signifikante Veränderung erkennen läßt.[2]  In den ersten drei Quartalen sanken die Investitionen in die Immobilienentwicklung um 9,1 % gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie in den ersten acht Monaten noch um 8,8 % zurückgegangen waren.

Das National Buerau of Statistics (NBS) von China, vergleichbar mit dem Statistischen Bundesamt Deutschlands, hat in seinen jüngsten periodischen Veröffentlichungen ergänzend zu den aktuellen BIP-Entwicklungszahlen einen Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 5,5 % im September im Vergleich zum Vorjahr und ein unverändertes Wachstum der industriellen Wertschöpfung von 4,5 % im Vergleich zum Vormonat angegeben. 

Konsumwachstum

Das Wachstum der Industrieproduktion sind den NBS-Daten zufolge hauptsächlich vom verarbeitenden Gewerbe und von staatlichen Unternehmen getragen worden. Die Ausgaben für Essen, Zigaretten und Alkohol trugen maßgeblich zum Anstieg der Einzelhandelsumsätze bei. Somit scheint nach Angaben von Markt-Analysten die Talsohle in den zurückliegenden Monaten Mitte des Jahres durchschritten zu sein.

Auf dem Arbeitsmarkt scheinen sich die aufgelegten Konjunkturbelebungs-Maßnahmen ebenfalls auszuwirken, nachdem die Arbeitslosenquote in den Städten im September auf 5 % sank. Ein ähnlicher Tiefstand der Arbeitslosigkeit war zuletzt im November 2021 zu verzeichnen.[3] Nicht zu übersehen ist aber die nach wie vor hohe Arbeitslosenquote bei der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen, die im Juni d. J. bei 21,3% lag und seitdem noch keine markante Veränderung  veröffentlicht vorlag.  Die Zahl bezieht sich auf 33 Millionen Jugendliche der städtischen Bevölkerung mit abgeschlossener Ausbildung und auf Jobsuche sind.[4]

Zu erwarten ist speziell für den Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen, dass die Staatsregierung mit einem umfassenden Programm das Missverhältnis zwischen dem gesellschaftlichen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften und der geförderten Zahl an Abgängern der Hochschulen auflöst. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in China stellt ein grundsätzliches Entwicklungsproblem der Gesellschaft dar, nachdem das langjährig gewohnte Wachstum der Wirtschaft zumindest keine Entwicklung über 5 % Wachstum erwarten lässt. Der Arbeitsmarkt bedarf offensichtlich zusätzliche staatliche Programme zur Förderung insbesondere der zu entwickelnden Bereiche Dienstleistung, Erziehungswesen und Gesundheitssektoren.

 

[1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/china-wirtschaft-wachstum-drittes-quartal-100.html

[2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-konjunktur-immobilienkrise-100.html

[3] https://www.caixinglobal.com/2023-10-18/chinas-third-quarter-gdp-grows-102117643.html

[4] Wolfgang Müller: Chinas Entwicklungsmodell in der Krise? In Sozialismus.de, Heft10-2023, S 29 f.