Export-Überschuß-Weltmeister Deutschland exportierte 2019 Waren im Wert von 95 Milliarden Euro in die Volksrepublik China. Nach den jüngsten Berichten der Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) „schaut die chinesische Wirtschaft bereits mit verhaltenem Optimismus nach vorn“. Das isw zitiert in seinem Juli-Beitrag d.J. zur Wirtschaftsentwicklung in China die prognostischen Aussagen des IWF, wonach Chinas Wachstum für 2020 mit 1 Prozent im Plus liegen wird; nach einem Zuwachs von 3,2% im zweiten Quartal (gegenüber Vorjahr) gehen neuere Schätzungen von zwei bis drei Prozent Ganzjahreswachstum aus. Ergänzend dazu gehen jüngste Berechnungen davon aus, dass die chinesische Wirtschaft an Dynamik zulegt und für das Folgejahr mit einem Wachstum von 9,21% zu rechnen sei. Dieser Wert läge über dem Durchschnitt der Wachstumsentwicklung der vergangenen 5 Jahre vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1980 bis 2018 und Prognosen bis 2021

Quelle: statista

Die aktuelle Corona-Krise habe „einen Prozess beschleunigt, der bereits seit mehreren Jahrzehnten im Gang ist“. Das kontinuierliche Wachstum der chinesischen Wirtschaft, basierend auf den chinesisch-sozialistischen Plan-Parametern setzt sich bereits nach der global spürbaren „Corona-Delle“ im internationalen Vergleich fort und bestätigt seine attraktive Rolle als Exportmarkt.

Handelsbilanz China

Im Jahr 2019 betrug der Handelsbilanzüberschuss von China rund 421,9 Milliarden US-Dollar. Die Statistik zeigt den Handelsbilanzsaldo von China von 2009 bis 2019. Die Handelsbilanz bezeichnet den Wert der Warenexporte, minus dem Wert der Warenimporte.

Handelsbilanzsaldo von 2009 bis 2019

Quelle: statista

Das Handelsblatt kann nicht umhin zuzugeben, dass kein Land bislang so vom Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsmacht profitiert wie Deutschland. China liegt inzwischen auf Platz drei deutscher Exportzielländer, nach den USA und nach Frankreich. Die Beziehungen zwischen Deutschland und China sind derzeit so intensiv wie nie zuvor. Durch die Pandemie- Krise beschleunigt sich eine seit Jahren absehbare Entwicklung, dass China die USA in diesem Jahr als wichtigster Käufer deutscher Exporte ablösen wird. Die Marktsituation in Deutschlands wichtigsten Exportzielländern bleibt infolge der Corona-Krise weiterhin im Krisenbewältigungsmodus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die deutschen Exporte nach China im Mai „vergleichsweise moderat“ um 12,3 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten sanken hingegen um 36,5 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Der Exportabstand zwischen China und den größten Exportabsatzmärkten Deutschlands verringerte sich in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 „erheblich“. Chinas Wirtschaft schließt auf.

Handelsbilanzsaldo von 2009 bis 2019

Quelle: statista.com

Mit Exportgütern im Wert von 96 Milliarden Euro war China im Jahr 2019 der drittwichtigste Kunde Deutschlands (nach den Vereinigten Staaten und Frankreich). Die Importe stiegen gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent und werden nach den Erwartungen der Experten weiterwachsen. Die krisenbelasteten deutschen Autohersteller und Maschinenbauer fahren zudem ihre Produktion vor Ort in China erstaunlich aktiv wieder hoch, um an der großen Marktnachfrage nach Automobilen - die Quotenvorgabe für Elektro-Autos einbeziehend - ihre Gewinn-Verluste in anderen Ländern mittelfristig auszugleichen und erweitern zu können. Die Auto-Neuzulassungen lagen im Juni d. J. bereits über dem Vorjahreswert. (IW koeln, ebd.) Für die Auto-Konzerne BMW, Daimler und VW sowie den Halbleiterhersteller Infineon und der Sportartikelhersteller Adidas rangiert China noch vor dem Heimatmarkt Deutschland als der größte Absatzmarkt. Nur noch ganz wenige große Konzerne leisten es sich im Jahr 2020 noch, in China nicht aktiv zu sein. Mit einem Umsatzanteil von 15 Prozent, knapp 200 Milliarden Euro, ist China nach Berechnungen des Handelsblatts für die 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen nach den USA der zweitwichtigste Auslandsmarkt. Die Dax-Konzerne unterhalten in China knapp 700 Tochtergesellschaften. Daten von Chinas Allgemeiner Zollverwaltung, zeigen, dass die Exporte des Landes im vergangenen Monat um 7,2 Prozent gestiegen sind. Der Wert liegt weit über den Erwartungen von Analysten. Chinas verarbeitender Sektor expandierte im vergangenen Monat erneut mit dem höchsten Tempo seit 2011, dank eines starken Anstiegs sowohl der Produktion als auch der Auftragseingänge. Der aktuelle Caixin-Einkaufsmanagerindex (PMI) veröffentlicht von Markit Economics, gilt als ein früher Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit des chinesischen Fertigungssektors. Jeder Wert über 50 signalisiert Expansion. Der aktuelle Index PMI beträgt 53,1, mit steigender Tendenz nach oben.

Caixin-Einkaufsmanagerindex (PMI)

Quelle: tradingeconomics.com

Mit der Ausweitung der wirtschaftlichen Globalisierung hat sich die chinesische Wirtschaft gut in die Weltwirtschaft integriert, und das Engagement chinesischer Unternehmen im globalen Geschäft hat zugenommen. Neue Initiativen wie die Belt and Road, die bis zur Corona-Krise wichtige Wirtschaftsmesse China International Import Expo und das Umbauprojekt der Sonderwirtschaftszone Hainan im südchinesischen Meer in einen Freihandelshafen belegen die integrierte globale Teilhabe Chinas am Welthandel. Seine Bedeutung als das zukünftig zu erwartende primäre Exportzielland für die krisengeschüttelte Exportnation Deutschland ruft die politische Elite und die Repräsentanten unterschiedlicher Kapitalfraktionen auf den Plan. Als fester Bestandteil der westlichen kapitalistischen Wertewelt ist es die Intention der Bundesregierung, die politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen und die eigenen politischen Machtansprüche im Umgang mit dem Wirtschaftspartner China neu auszurichten und dem Partner neue Zugeständnisse abzuverlangen. Neu auszurichten beinhaltet dabei, dass es in jedem Fall geltende internationale und bilateral vereinbarte Vertragsbeziehungen nach international gültigen Vereinbarungen gibt, auf dessen Grundlage sich die Beziehungen bis zum heutigen Tage entwickelt haben. Ein neues Regelwerk für die Wirtschaftsbeziehungen will Deutschland nach gewohntem kapitalistischen Expansionszwang dem Schwellenland China aufdrücken.

Für die transnational agierenden deutschen Unternehmen sollen ein erleichterter Marktzugang und verbesserte Kapitalverwertungsbedingungen erreicht werden. Damit soll gleichzeitig dem Bündnispartner USA und den EU-Staaten vorgeführt werden, dass Deutschland seine Bündnistreue aufrechterhält, aber dennoch in einer gewollt aggressiveren Tonart zur Durchsetzung seines wirtschaftspolitischen Machtanspruchs befähigt ist. Die mediale Kommentierung des Besuchs des chinesischen Außenministers Wang Yi u.a. in Deutschland spricht denn auch von einer erforderlichen „wirtschaftspolitischen Kurskorrektur“ gegenüber dem Wirtschaftspartner China. Die Bundesregierung setzt dabei auf die bekannte maßregelnde und belehrende Art, wonach westliche Systemwerte auch außerhalb der westlichen kapitalistischen Hemisphäre das Kriterium sind, wie ein souveräner Staat nationale Angelegenheiten, national-ethnische Konflikte und Protestbewegungen zu bewältigen habe und wie den Offerten einer zukunftsgerichteten Technologie-Kooperation (Huawei) Grenzen zu setzen sind.