spezial 22

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Globaler Kapitalismus und der Weltkrieg um Ressourcen

Conrad Schuhler

14 Seiten, Januar 2008

Vergriffen, aber als Download verfügbar

Der stoffliche Reichtum einer Gesellschaft beruht stets auf der Verbindung von zwei Elementen, nämlich der Arbeit und den Stoffen der Natur. Der Vater des gesellschaftlichen Reichtums, so zitiert Karl Marx einen englischen Kollegen, ist die Arbeit, die Erde ist seine Mutter (Karl Marx, MEW 23, 57 f.). Wer sich außerhalb der eigenen Arbeit Reicht um aneignen wollte, war deshalb schon immer darauf angewiesen, sich Arbeitskräfte und Naturstoffe anzueignen und diese auszubeuten. Die Sklavenhaltergesellschaften Athens oder Roms verschafften sich per Raub- und Eroberungskriegen die Arbeitskraft und die Naturstoffe anderer Völker. Die Tunesier, Nubier usw. wurden als Sklaven nach Italien geschafft, Tunis selbst wurde die Kornkammer Roms. In das imperialistische Rom strömten die menschlichen und natürlichen Reichtümer der unterworfenen, der tributpflichtigen Völker. Rom sorgte im Gegenzug, würden wir in der Diktion der heutigen Globalisierungsstrategen sagen, mit seinen Legionen für die Sicherheit der Region, die Pax Romana. Rohstoff-Imperialismus ist also nichts Neues, er ist fester Bestandteil von Ausbeutungsgesellschaften.

Allerdings gibt es Konjunkturen dieses Rohstoff-Imperialismus, rasante Zuspitzungen und ruhigere Zeiten. Seit den Tagen des Kapitalismus kann man dies auch an den Börsennotierungen der Rohstoffe ablesen. So genannte “Superzyklen” bei Rohstoffen gab es während der ersten industriellen Revolution im 18. Jahrhundert, während der Industrialisierung der USA und in der Wiederaufbauphase nach den beiden Weltkriegen. Auch die Vorbereitungen dieser Kriege und ihre Durchführung gehören direkt zum Thema Ressourcen-Imperialismus. Der Griff nach der Welt- macht, den das als Nationalstaat und Militärmacht zu spät gekommene Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg versuchte, sollte die Verteilung der Welt und ihrer Ressourcen zugunsten Deutschlands rückgängig machen. Die Planungen der Nazis und ihrer Hinterleute in der deutschen Wirtschaft eine Generation später hatten z.B. die Ölvorräte der Sowjetunion bis ins Detail in ihre Perspektivplanungen aufgenommen. Die relative Knappheit der Ressourcen und das Ansteigen militärischer Aggression bilden in den Ausbeutungsgesellschaften eine historische Einheit. Heute haben wir es wieder mit einem Superzyklus bei Rohstoffen zu tun. (Wir unterscheiden in soft commodities/weiche Rohstoffe, in der Regel landwirtschaftliche Produkte; in Nutz- und Edelmetalle und in Energieträger. Bei erheblichen Unterschieden im Einzelnen weisen sie, Knappheit und Preisanstieg betreffend, in dieselbe Richtung.) Von 2002 bis 2006 sind die Preise für Rohstoffe auf gut das Doppelte gestiegen. (Spiegel, 31) Und mit ihnen stieg das Maß an militärischer Aggression. Die Kriege in Afghanistan und im Irak, die Militäraktionen gegen den Libanon sind eindeutig Kriege für Öl, für die Vorherrschaft an der Tankstelle der Welt, zwischen dem Nahen Osten und dem Kaspischen Meer. Was sind die Gründe für diesen Superzyklus? Welche Strategie entwickeln die Industriestaaten? Kommt es zu einem Weltkrieg um knapper werdende Ressourcen?

 
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