report 83/84

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CHINA. Krise als Chance? – Aufstieg zur ökonomischen Weltmacht

Fred Schmid

68 Seiten, September 2010

Vergriffen, aber als Download verfügbar

Der Autor Fred Schmid belegt mit einer Fülle von Daten, dass im Mittelpunkt der gegenwärtigen Strategie nicht der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, sondern die schnellstmögliche Entwicklung Chinas zu einer ökonomisch fundierten Weltmacht steht. Diese Strategie bringt eine wachsende soziale Polarisierung, eine sich beschleunigende Privatisierung und einen relativen Bedeutungsverlust des staatlichen Eigentums und kollektiver Formen des Wirtschaftens mit sich..

Das Wirtschaftswachstum hat Millionen Chinesen aus der Armut geholt, bringt aber auch Probleme mit sich, die die chinesische Führung in den kommenden Jahren meistern muss: z.B. die zunehmende Ungerechtigkeit bei der Einkommens- und Vermögensverteilung sowie die Ressourcen- und Umweltprobleme.

Wohin entwickelt sich die chinesische Ökonomie? Was bleibt von einem Alternativ-Modell zum globalen Kapitalismus? Bleibt es bei einem relativ eigenständigen Modell, z.B. in der jetzigen Form einer Art Staatskapitalismus, wo der Staat über zentrale Stellwerke verfügt, um die wirtschaftliche Entwicklung im Interesse des gesamten Volkes zu beeinflussen? Oder muss sich das Reich der Mitte im Gegenzug zur globalen Expansion seines Kapitals total öffnen und schließlich zu einem integralen Teil des globalen Kapitalismus werden?

Korrigierte Grafik: Auf Seite 58 ist uns in der Grafik Nr. 36 leider ein Fehler unterlaufen, die Legende ist falsch. Hier finden Sie die korrigierte Fassung als PDF-Datei. Ab jetzt legen wir den Exemplaren einen Korrekturzettel bei.

Der “rote Drachen” auf dem Sprung zur Weltmacht – das ist seit Jahrzehnten die Schreckensvision der US-Regierungen, auch der unter Barack Obama. Die Militärplanungen der USA sehen sogar den Einsatz von Atomwaffen vor, um diesen Aufstieg Chinas zum globalen Gegenspieler der USA zu verhindern. Manche wollen in China die letzte Bastion des Sozialismus, mindestens aber das Gegengewicht zum globalen Kapitalismus sehen, dass im Verbund mit anderen Schwellen- und Entwicklungsländern den kapitalistischen Metropolen Grenzen setzen könnte.

Unstrittig ist auf jeden Fall: China ist unter den großen Nationen das wirtschaftlich am schnellsten wachsende Land. Das Wachstumstempo in den letzten Jahren war sieben, acht Mal so schnell wie in Deutschland, drei Mal so schnell wie das der USA. Hält China dieses Tempo bei, dann überholt es spätestens 2025 die USA an Volumen des Bruttoinlandsprodukts. Wie immer man zur “Qualität” des wirtschaftlich-gesellschaftlichen Prozesses in China steht, klar ist, diese Entwicklung wird in großem Maß die Zukunft der internationalen Ordnung bestimmen. Der Autor der vorliegenden Studie geht von den Prämissen der chinesischen Führung aus, dass nur ein starkes, modernes und wohlhabendes China in der heutigen Welt seine nationale Souveränität und territoriale Integrität behaupten kann; dass China durch eine nationale Renaissance und auf friedlichem Weg in die erste Reihe der Länder in der Welt zurückgeführt werden müsse. Diese Qualität der Modernisierung ist nach Auffassung der KP Chinas nur zu erreichen, wenn sich das Land der globalen kapitalistischen Wirtschaft öffnet und ihren Bedingungen entspricht.

Die Frage, ob China die Möglichkeit (gehabt) hätte, seine eigenen Ressourcen im Interesse des Volkes zu entwickeln, ohne das Land dem ausländischen Kapital zu öffnen und sich immer vollständiger den Regeln der globalen kapitalistischen Wirtschaft zu unterwerfen, untersucht der Autor nicht. Vielmehr belegt er mit einer Fülle von Daten, dass im Mittelpunkt der gegenwärtigen Strategie nicht der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, sondern die schnellstmögliche Entwicklung Chinas zu einer ökonomisch fundierten Weltmacht steht. Diese Strategie führt zu einer wachsenden sozialen Polarisierung und zu einem schnell fortschreitenden Bedeutungsverlust des staatlichen Eigentums und kollektiver Formen des Wirtschaftens.

Zwei mögliche Perspektiven gesellschaftlicher Entwicklung in der Volksrepublik China kann der Autor ausmachen: die Herausbildung einer Art Übergangsgesellschaft (national-demokratische Gesellschaft mit starken Elementen des Kapitalismus) auf dem Wege zum Sozialismus; oder das Abdriften in eine bürgerliche Gesellschaft “chinesischer Prägung” (mit einem betonten Nationalismus, starken patriarchalisch-bürokratischen Zügen und ausgeprägten sozialen Widersprüchen). Dass in dem Bericht die angeführten Daten und Entwicklungen der “linken” Hoffnung des Autors oft zuwider laufen, trägt, wie wir glauben, zum Erkenntnisgewinn der LeserInnen bei.

  1. Einleitung
  2. China und die globale Finanz- und Wirtschaftskrise – das chinesische Konjunkturpaket
  3. Umbau des Wachstumsmodells – Stärkung der Binnennachfrage
    1. Export und wirtschaftliche Entwicklung
    2. Investitionsquote, Sparquote, Konsumquote
    3. Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme
    4. Einkommensverteilung und Reichtum in China
  4. Herausbildung des weltgrößten Konsumenten- und Absatzmarktes
    1. Kaufkräftige städtische Mittelschichten
    2. Urbanisierung und “Go West”
    3. Größter Automarkt
  5. Die Modernisierung der chinesischen Ökonomie. Das Problem der Ressourcen- und Umweltschonung
    1. Wandel zur kapitalintensiven Wirtschaft
    2. Weltmarktführer bei sauberer Energie
  6. Chinas “Sprung nach vorn” – zur ökonomischen Supermacht
    1. Von der Werkbank der Welt zur Weltbank
    2. Dollar-Yuan-Währungskrieg
    3. Die Chinesen kommen – Auslandsexpansion
  7. Kampf um Ressourcenzugang
    1. Rohstoffe und Seltene Erden
    2. Grenzen des Wachstums
  8. Aufstieg zur Weltmacht: China als Modell?
    1. Asien: Dynamischste Region der Welt
    2. BRIC – der Kern der Schwellenländer
    3. G-20 und G-7
    4. Modell China?
    5. Kasten: Privatisierung mit chinesischem Antlitz
  9. China – USA: Partner oder Rivalen
    1. “Harmonische Welt” oder “No Rivals”
    2. Chimerika wird zur Chimäre
  10. Literaturverzeichnis

Schlagwörter

China Krise
 
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