wirtschaftsinfo 10
Für den Außen- und Militärexperten der Süddeutschen Zeitung, Josef Joffe, war der “Erste Geldkrieg” ausgebrochen: “Zwar wird heute nicht Politik mit Panzerschiffen und Kanonen gemacht, aber der Verlauf des “Ersten Geldkriegs”, als Pfund, Lira etc. unter der Wucht der deutschen Mark zusammenbrachen, erinnert fatal an die Zeit nach 1871. Wieder einmal ist Deutschland ein zu großer Brocken im europäischen Gleichgewicht, wieder einmal mehren sich die Zeichen dessen, was man – übertreibend – ‘Neo-Wilhelminismus’ nennen könnte” (01.10.92). Auch für andere Medien tobte “die Schlacht um Pfund und Lira”, die “heiße Schlacht um das Geld”. Im Jargon der Welt-Kriegsberichterstatter übten sich vor allem jene Journalisten, deren Währungen vom Vormarsch der D-Mark am härtesten betroffen wurden. Italien sah sich “im Krieg der D-Mark gegen die Lira”: “Die Panzer der Bundesbank zermalmen das Währungssystem”. Für Großbritannien erlebte das Pfund sein “Dünkirchen”, jener Ort wo 1940 in Frankreich das britische Expeditionskorps vernichtend geschlagen wurde.
In der Tat kam es einer Blitzattacke gleich, in der die DM Mitte September vor allem das britische und italienische Währungsgebiet überrollte. Milliarden an Pfund, Billionen an Lire liefen zur Deutsch-Mark über. Gelenkt – so die Meinung vieler Kommentatoren – wurde das “Gemetzel an den Devisenbörsen” von der Macht am Main, “The Bank that Rules Europe”, wie der langjährige Deutschland-Korrespondent ,der Financial Times, David Marsh, die englische Ausgabe seines Buches über die Bundesbank titelt (David Marsh, Die Bundesbank – Geschäfte mit der Macht, München 1992). Binnen weniger Tage kapitulierten die britische und italienische Notenbank, stellten die Stützungskäufe ein, und scherten aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) aus. Pfund und Lira “aus dem EWS herausgeschossen” meldeten die deutschen Medien und die ARD-Tagesthemen: “Die D-Mark hat sich durchgesetzt”!