wirtschaftsinfo 13
Wirtschaft Ostdeutschlands: Deindustrialisierung und zyklische Krise
6 Seiten, Juli 1993
Zum dritten Jahrestag der überstürzten Einbeziehung Ostdeutschlands in den DM-Währungsbereich gibt es keinen Raum mehr für illusionäre Erwartungen, eine Angleichung der ostdeutschen Wirtschaft an die absolute und relative Leistungsfähigkeit der westdeutschen ist nicht abzusehen. Mehr noch, die gegenwärtige Wirtschaftslage ist nicht nur durch eine komplizierte und sehr langfristige Transformations- oder Anpassungskrise gekennzeichnet – die allein schon genügend Probleme aufwirft – vielmehr erlebt Ostdeutschland nun auch erstmals die Auswirkungen einer Rezession, womit, vor kaum drei Jahren, die Akteure der schnellen politischen Abwickelung der DDR auch nicht rechneten.
Im Gegenteil, damals prophezeite der offizielle Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung den “Aufschwung Ost” zunächst zum Frühjahr 1991, dann zum Herbst des gleichen Jahres und schließlich, mal müßte er doch einsetzen, für 1992. Inzwischen ist dieses Ritual aufgegeben, die gegenwärtigen wissenschaftlichen Einschätzungen sind realistischer.
Auch im vierten Jahr nach dem wirtschaftlichen Anschluß Ostdeutschlands an die Bundesrepublik setzt sich dort die Deindustrialisierung fort. Die damit verbundenen sozialen, Verteilungs- und vor allem West-Ost Transfer-Probleme haben sich zugespitzt und drängen auf drastische Veränderungen in der bisherigen Wirtschaftspolitik.