Der UN-Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) veröffentlicht seit 1990 etwa alle 6 Jahre einen umfassenden wissenschaftlich zusammenfassenden Sachstands-Bericht zum menschengemachten Klimawandel auf der Erde.

Derzeit wird der sechste Berichtszyklus (AR 6 = Assessment Report) veröffentlicht. Er besteht aus 3 Teilen. Am 27.2.2022 wurde der 2. Teil – der Working group II (WG II)[1] – veröffentlicht. Er behandelt die Auswirkungen des Klimawandels und Fragen der Anpassung und der Verletzbarkeit im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Der 1. Teil – der Working group I (WG I)[2] – wurde im August 2021 veröffentlicht, er behandelte die wissenschaftlich physikalischen Grundlagen des Klimawandels – insbesondere auch die Abschätzung des nur noch geringen, verbleibenden Treibhausgas-Budgets, das noch emittiert werden darf, wenn die Temperaturerhöhung unter 1,5 C berenzt werden soll. Der 3. Teil, der sich mit der Verhinderung (mitigation) des Klimawandels beschäftigt, wird voraussichtlich am 1.4.2022 veröffentlicht. Ein zusammenfassender Synthesebericht ist für den 30.9.2022 angekündigt.

Im folgenden Text sind weitgehend Originalformulierungen aus den Berichten I und II zitiert.

Ergebnisse des AR6-WGI

Im ersten Teil wurden die bisherigen Einschätzungen zum Klimawandel bekräftigt und sogar noch verstärkt. Demnach ist es eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat. Damit haben weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, dem Ozean, der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden.

Seit dem letzten Bericht – AR5 im Jahr 2011 sind die Konzentrationen der Treibhausgase in der Atmosphäre weiter angestiegen und haben 2019 jährliche Mittelwerte von 410 ppm für Kohlendioxid (CO2), 1866 ppb für Methan (CH4) und 332 ppb für Lachgas (N2O) erreicht. Im Jahr 2019 waren die atmosphärischen CO2-Konzentrationen so hoch wie seit mindestens 2 Millionen Jahren nicht mehr und die Konzentrationen von CH4 und N2O waren so hoch wie seit mindestens 800 000 Jahren nicht mehr. Seit 1750 übertreffen die Anstiege der CO2– (47 %) und CH4-Konzentrationen (156 %) bei weitem die natürlichen, über Jahrtausende ablaufenden Veränderungen zwischen Eis- und Warmzeiten der mindestens letzten 800 000 Jahre.

Jedes der vergangenen vier Jahrzehnte war jeweils wärmer als alle Jahrzehnte davor seit 1850. Die globale Oberflächentemperatur war im Zeitraum 2011–2020 um 1,09 °C höher als 1850–1900, wobei der Anstieg über Land (1,59 °C) größer war als über dem Ozean (0,88 °C).

Die Temperaturen während des jüngsten Jahrzehnts (2011–2020) übersteigen die der jüngsten, mehrere Jahrhunderte andauernden Warmzeit vor etwa 6500 Jahren. Davor war die nächstjüngste Warmzeit vor etwa 125 000 Jahren, als die Temperatur Jahrhunderte lang in einem Bereich lag, der sich mit den Beobachtungen des jüngsten Jahrzehnts überschneidet.

Das Ausmaß der jüngsten Veränderungen im gesamten Klimasystem ist seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos.

Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Die Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen haben sich weiter verdichtet. Es ist wahrscheinlich, dass der globale Anteil schwerer tropischer Wirbelstürme (Kategorie 3–5) in den letzten vier Jahrzehnten zugenommen hat, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die geografische Breite, in der tropische Wirbelstürme im westlichen Nordpazifik ihre höchste Intensität erreichen, nach Norden verschoben hat. Der Einfluss des Menschen hat seit den 1950er Jahren die Eintrittswahrscheinlichkeit von zusammengesetzten Extremereignissen erhöht. Dazu gehören erhöhte Häufigkeiten von gleichzeitig auftretenden Hitzewellen und Dürren auf globaler Ebene, Feuerwetter in manchen Regionen aller bewohnten Kontinente und an manchen Orten Hochwasser, das durch gleichzeitiges Auftreten verschiedener Faktoren verursacht wird.

Viele Veränderungen im Klimasystem werden in unmittelbarem Zusammenhang mit der zunehmenden globalen Erwärmung größer. Dazu gehören die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzeextremen, marinen Hitzewellen und Starkniederschlägen sowie in einigen Regionen von landwirtschaftlichen und ökologischen Dürren, sowie Rückgänge des arktischen Meereises, von Schneebedeckung und Permafrost.

Der globale Charakter des Gletscherrückgangs seit den 1950er Jahren, bei dem sich fast alle Gletscher der Welt gleichzeitig zurückziehen, ist in mindesten den letzten 2000 Jahren beispiellos. Es ist praktisch sicher, dass sich die Arktis weiterhin stärker erwärmen wird als die globale Oberflächentemperatur, und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit um mehr als das Zweifache der globalen Erwärmungsgeschwindigkeit. Mit jedem weiteren Zuwachs an globaler Erwärmung werden Änderungen von Extremen weiterhin größer.

Seit dem AR5 gibt es verstärkte Belege dafür, dass sich der globale Wasserkreislauf mit dem globalen Temperaturanstieg weiter intensivieren wird, wobei Niederschläge und Oberflächenabflüsse laut Projektionen über den meisten Landflächen pro Jahreszeit und von Jahr zu Jahr variabler werden. Ein wärmeres Klima wird also sehr feuchte und andererseits sehr trockene Wetter- und Klimaereignisse und Jahreszeiten verstärken, was Auswirkungen auf Überschwemmungen oder Dürren hat, aber wo und wie oft diese Ereignisse auftreten, hängt von den projizierten Änderungen der regionalen Atmosphären­zirkulation ab, einschließlich Monsun und Zugbahnen von Stürmen in den mittleren Breiten.

Zusätzliche, in den Klimamodellen noch nicht vollständig berücksichtigte Reaktionen von Ökosystemen auf Erwärmung, wie CO2– und CH4-Abgaben aus Feuchtgebieten, Tauen von Permafrost sowie Wald- und Flächenbrände, würden o.g. Auswirkungen in der Atmosphäre weiter erhöhen.

Vergangene Treibhausgasemissionen seit 1750 haben dazu geführt, dass sich der globale Ozean in Zukunft unweigerlich erwärmen wird. Es ist praktisch sicher, dass vom Menschen verursachte CO2-Emissionen der Hauptfaktor für die derzeitige globale Versauerung des oberflächennahen offenen Ozeans sind. Der Sauerstoffgehalt des oberen Ozeans ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Regionen gesunken, auch dies geht auf den Einfluss des Menschen zurück. Der Sauerstoffentzug aus dem Ozean wird im 21. Jahrhundert weiter zunehmen, wobei die Geschwindigkeiten dieser Zunahmen von den künftigen Emissionen abhängen. Die Änderungen der globalen Ozeantemperatur, der Versauerung der Tiefsee und des Sauerstoffentzugs sind auf Zeitskalen von Jahrhunderten bis Jahrtausenden unumkehrbar.

Auch der Verlust von Permafrost-Kohlenstoff nach dem Tauen von Permafrost ist auf Zeitskalen von Jahrhunderten unumkehrbar. Ein fortgesetzter Eisverlust im Verlauf des 21. Jahrhunderts ist für den Grönländischen Eisschild praktisch sicher und für den Antarktischen Eisschild wahrscheinlich. Langfristig wird der Meeresspiegel aufgrund der anhaltenden Erwärmung der Tiefsee und des anhaltenden Abschmelzens der Eisschilde unweigerlich für Jahrhunderte bis Jahrtausende ansteigen und für Tausende von Jahren erhöht bleiben.

Viele Veränderungen aufgrund vergangener und künftiger Treibhausgasemissionen sind über Jahrhunderte bis Jahrtausende unumkehrbar, insbesondere Veränderungen des Ozeans, von Eisschilden und des globalen Meeresspiegels.

Die Atlantische Meridionale Umwälzbewegung (d.h. u.a. der Golfstrom) wird sich im Laufe des 21. Jahrhunderts bei allen Emissionsszenarien sehr wahrscheinlich abschwächen. Unsicherheit herrscht bezüglich des Ausmaßes dieses Trends. Es besteht allerdings mittleres Vertrauen darin, dass es vor 2100 nicht zu einem abrupten Zusammenbruch kommen wird. Sollte es zu einem solchen Zusammenbruch kommen, würde dies sehr wahrscheinlich zu abrupten Verschiebungen regionaler Wettermuster und des Wasserkreislaufs führen, z. B. zu einer Südwärtsverlagerung des tropischen Regengürtels, einer Abschwächung des afrikanischen und des asiatischen Monsuns und einer Verstärkung des Monsuns auf der Südhalbkugel sowie zu Austrocknung in Europa.

Verstädterung erhöht auch Durchschnitts- und Starkniederschläge über und/oder im Windschatten von Städten sowie die daraus resultierende Abflussintensität. In Küstenstädten wird die Kombination aus häufigeren extremen Meeresspiegelereignissen (infolge des Meeresspiegelanstiegs und von Sturmfluten) und extremen Niederschlags-/Abflussereignissen die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen erhöhen.

Abrupte Reaktionen und Kipppunkte des Klimasystems, wie z. B. eine starke Zunahme beim Abschmelzen des Antarktischen Eisschilds, durch das großflächige Auftauen des Permafrostes oder großflächiges Waldsterben, können nicht ausgeschlossen werden

Falls die globale Erwärmung zunimmt, werden einige zusammengesetzte Extremereignisse häufiger auftreten, die unter vergangenen und gegenwärtigen Klimabedingungen mit geringer Wahrscheinlichkeit verbunden waren; außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ereignisse mit erhöhter Intensität, Dauer und/oder räumlicher Ausdehnung auftreten, wie sie in Beobachtungsdaten noch nie verzeichnet worden sind.

Gesamtes und verbleibendes globales CO2-Budget

Die Begrenzung der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung auf ein bestimmtes Niveau – z.B: auf 1,5 °C – erfordert aus naturwissenschaftlicher Sicht unzweifelhaft eine Begrenzung der kumulativen CO2-Emissionen zusammen mit starken Verringerungen der anderen Treibhausgasemissionen. Pro 1 000 Gt CO2 kumulativer CO2-Emissionen wird die globale Oberflächentemperatur um 0,45 °C erhöht (0,27 °C bis 0,63 °C).

Im Verlaufe des Zeitraums 1850–2019 wurden insgesamt 2390 Gt CO2 an anthropogenem CO2 emittiert. Das verbleibende CO2-Budget ab Anfang 2020, das angibt, wie viel CO2 noch ab 2020 emittiert werden könnte, um die Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 83 % unter der Temperatur von 1,5 °C über dem Niveau der vorindustriellen Zeit zu halten, wird mit der beängstigenden, geringen Zahl von nur noch 300 Gt CO2 angegeben. Im Jahr 2019 – d.h. im Vor-Corona-Jahr – betrug der globale CO2-Ausstoß 38 Gigatonnen (Gt). D.h. unter der Annahme, dass sich die Emssionen in etwa so fortsetzen wie im Jahr 2019, ist das verbleibende globale CO2-Budget bereits Ende 2027 komplett ausgeschöpft!

Dies macht die katastrophale Situation und die existentielle Notfall-Dringlichkeit klar, in der sich die gesamte Menschheit heute angesichts der sich weiter fortsetzenden globalen Klimaerwärmung befindet.

Ergebnisse des AR6-WGII

Der von Menschen verursachte Klimawandel, einschließlich häufigerer und intensiverer Extremereignisse, hat weitverbreitete negative Folgen und damit verbundene Verluste und Schäden für Natur und Menschen verursacht, die über die natürliche Klimavariabilität hinausgehen. Über Sektoren und Regionen hinweg ist zu beobachten, dass die verwundbarsten Menschen und Systeme besonders stark betroffen sind. Die Zunahme von Wetter- und Klimaextremen hat zu einigen irreversiblen Folgen geführt, da natürliche und menschliche Systeme über ihre Anpassungsfähigkeit hinaus belastet wurden.

Klima-Ungerechtigkeit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden

Die Verwundbarkeit von Ökosystemen und Menschen gegenüber dem Klimawandel unterscheidet sich erheblich je nach und innerhalb von Regionen, bedingt durch sich überschneidende sozioökonomische Entwicklungsmuster, nicht nachhaltige Meeres- und Landnutzung, Ungleichheit, Ausgrenzung, historische und anhaltende Muster von Ungleichheit wie Kolonialismus sowie Governance.

Man kann dies auch so ausdrücken, dass insgesamt auf der Erde ein hohes Maß an globaler Klima-Ungerechtigkeit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden zu konstatieren ist: Während der globale Norden historisch die allermeisten Treibhausgasemissionen zu verantworten hat, sind viele verwundbare und vom Klimawandel besonders gefährdete Regionen im globalen Süden zu finden.

Der Bericht schätzt, dass ungefähr 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen unter Bedingungen leben, die sehr verwundbar gegenüber dem Klimawandel sind.

Risiken in naher Zukunft (2021–2040)

Sollte die globale Erwärmung in naher Zukunft 1,5 °C erreichen, würde sie unvermeidbare Zunahmen vielfältiger Klimagefahren verursachen und vielfältige Risiken für Ökosysteme und Menschen mit sich bringen. Die Höhe des Risikos wird von den in der nahen Zukunft gleichzeitig ablaufenden Entwicklungen von Verwundbarkeit, Exposition, sozioökonomischem Entwicklungsstand und Anpassung abhängen. Zeitnahe Maßnahmen, die die globale Erwärmung auf etwa 1,5 °C begrenzen, würden die projizierten Verluste und Schäden, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel in menschlichen Systemen und Ökosystemen auftreten, im Vergleich zu höheren Erwärmungsniveaus zwar erheblich verringern, können sie aber nicht beseitigen.

Mittel- bis langfristige Risiken (2041–2100)

Nach 2040 und abhängig vom Ausmaß der globalen Erwärmung wird der Klimawandel zu zahlreichen sich weiter verschärfenden Risiken für natürliche und menschliche Systeme führen. Für identifizierte Schlüsselrisiken sind die bewerteten mittel- und langfristigen Folgen bis zu einem Vielfachen größer als derzeit beobachtet Das Ausmaß und die Geschwindigkeit des Klimawandels und der damit verbundenen Risiken hängen stark von Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen in der nahen Zukunft ab und die projizierten negativen Folgen und damit verbundene Verluste und Schäden eskalieren dramatisch mit jedem weiteren Zuwachs der globalen Erwärmung.

Komplexe, zusammengesetzte und kaskadierende Risiken

Die Folgen und Risiken des Klimawandels werden immer komplexer und schwieriger zu bewältigen. Vielfältige Klimagefahren werden gleichzeitig auftreten, und vielfältige klimatische und nicht-klimatische Risiken werden wechselwirken, was zu zusammengesetzten Gesamtrisiken und Risikokaskaden über Sektoren und Regionen hinweg führt. Einige Maßnahmen in Reaktion auf den Klimawandel führen zu neuen Folgen und Risiken.

Anpassungsmaßnahmen

Über alle Sektoren und Regionen hinweg wurden z.T. Fortschritte bei Anpassungsplanung und -umsetzung beobachtet; diese bringt vielfältige Vorteile mit sich. Allerdings ist der Anpassungsfortschritt ungleichmäßig verteilt und es sind z.T. große Anpassungslücken zu beobachten.

Es gibt machbare und wirksame Anpassungsoptionen, welche die Risiken für Mensch und Natur reduzieren können. Inwieweit es machbar ist, Anpassungsoptionen in der nahen Zukunft umzusetzen, hängt von den jeweiligen Sektoren und Regionen ab. Integrierte, sektorübergreifende Lösungen, die sich mit sozialen Ungleichheiten befassen und Maßnahmen entsprechend dem Klimarisiko differenzieren sowie systemübergreifend angelegt sind, erhöhen die Machbarkeit und Wirksamkeit von Anpassung in vielen Sektoren, sie werden mit zunehmender Erwärmung aber abnehmen.

Viele Initiativen priorisieren die unmittelbare und zeitnahe Verringerung des Klimarisikos, was die Möglichkeit für transformative Anpassung verringert. Weiche Grenzen für die Anpassung des Menschen werden bereits erreicht, können aber durch die Befassung mit einer Reihe von Einschränkungen überwunden werden, in erster Linie finanzielle, Governance-bezogene, institutionelle und politische Einschränkungen.

Harte Anpassungsgrenzen wurden in einigen Ökosystemen bereits erreicht. Mit zunehmender globaler Erwärmung werden Verluste und Schäden zunehmen und weitere menschliche und natürliche Systeme werden an Anpassungsgrenzen stoßen.

Seit dem AR5 wurde in vielen Sektoren und Regionen vermehrt Fehlanpassung nachgewiesen. Fehlanpassung kann durch flexible, sektorübergreifende, integrative und langfristige Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vermieden werden, was für viele Sektoren und Systeme Vorteile bringt.

Förderliche Bedingungen sind der Schlüssel für die Umsetzung, Beschleunigung und Aufrechterhaltung von Anpassung in menschlichen Systemen und Ökosystemen. Dazu gehören politische Entschlossenheit und konsequente Durchführung, institutionelle Rahmenbedingungen, politische Strategien und Instrumente mit klaren Zielen und Prioritäten, verbessertes Wissen über Folgen und Lösungen, die Mobilisierung von angemessenen finanziellen Ressourcen und der Zugang dazu, Monitoring und Bewertung sowie integrative Governance-Prozesse.

Klimaresiliente Entwicklung

Belege für beobachtete Folgen, projizierte Risiken, Grad und Entwicklungen von Verwundbarkeit sowie Anpassungsgrenzen zeigen, dass weltweite Maßnahmen für eine klimaresiliente Entwicklung dringender sind als zuvor im AR5 bewertet. Umfassende, wirksame und innovative Maßnahmen sind in der Lage, Synergien zu nutzen und Zielkonflikte zwischen Anpassung und Minderung zu verringern, um nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Klimaresiliente Entwicklung wird gefördert, wenn Regierungen, die Zivilgesellschaft und der Privatsektor integrative Entwicklungsentscheidungen treffen, die Risikominderung, Gleichstellung und Gerechtigkeit priorisieren, und wenn Entscheidungsfindungsprozesse, Finanzmittel und Maßnahmen über Regierungsebenen, Sektoren und Zeitrahmen hinweg integriert werden. Eine klimaresiliente Entwicklung wird durch internationale Zusammenarbeit gefördert sowie dadurch, dass Regierungen auf allen Ebenen mit Gemeinschaften, der Zivilgesellschaft, Bildungseinrichtungen, wissenschaftlichen und anderen Institutionen, Medien, Investoren und Unternehmen zusammenarbeiten; außerdem wird sie durch die Entwicklung von Partnerschaften mit traditionellerweise marginalisierten Gruppen, einschließlich Frauen, Jugendlichen, indigenen Völkern, lokalen Gemeinschaften und ethnischen Minderheiten, gefördert. Diese Partnerschaften sind am wirksamsten, wenn sie durch förderliche politische Führung, Institutionen, Ressourcen – einschließlich Finanzierung – sowie Klimadienstleistungen, Informationen und Instrumente zur Entscheidungshilfe unterstützt werden.

Klimawandelbedingte Risiken und Verluste für Städte und Siedlungen können durch Wechselwirkungen zwischen sich verändernder Stadtform, Exposition und Verwundbarkeit verursacht werden. Der globale Trend zur Verstädterung bietet in naher Zukunft jedoch auch eine entscheidende Gelegenheit, eine klimaresiliente Entwick­lung voranzutreiben. Integrierte, integrative Planung und Investitionen bei der täglichen Entscheidungsfindung in Bezug auf städtische Infrastrukturen (einschließlich sozialer, ökologischer und physikalischer Infrastrukturen) können die Anpassungsfähigkeit städtischer und ländlicher Siedlungen maßgeblich steigern.

Gerechte Ergebnisse tragen zu vielfältigen Vorteilen für Gesundheit und Wohlergehen sowie Ökosystemleistungen bei, auch für indigene Völker, marginalisierte und gefährdete Gemeinschaften. Eine klimaresiliente Entwicklung in städtischen Räumen unterstützt auch die Anpassungsfähigkeit in ländlicheren Gebieten durch die Aufrechterhaltung von stadtnahen Versorgungsketten für Waren und Dienstleistungen sowie Finanzströmen. Küstenstädte und -siedlungen spielen eine besonders wichtige Rolle, um klimaresiliente Entwicklung voranzubringen.

Der Schutz der biologischen Vielfalt und von Ökosystemen ist von grundlegender Bedeutung für eine klimaresiliente Entwicklung angesichts der Bedrohungen, die der Klimawandel für sie darstellt, und ihrer Rolle für Anpassung und Minderung.

Aktuelle Analysen legen nahe, dass die Erhaltung der Resilienz von biologischer Vielfalt und Öko­systemleistungen auf globaler Ebene vom wirksamen und gerechten Schutz von etwa 30 % bis 50 % der Land-, Süßwasser- und Meeresflächen der Erde abhängt, einschließlich von derzeit naturnahen Ökosystemen

Es ist eindeutig, dass der Klimawandel bereits menschliche und natürliche Systeme erheblich gestört hat. Vergangene und derzeitige Entwicklungstrends (vergangene Emissionen, Entwicklung und Klimawandel) haben die globale klimaresistente Entwicklung nicht vorangebracht. Gesellschaftliche Entscheidungen und Maßnahmen, die im nächsten Jahrzehnt umgesetzt werden, bestimmen das Ausmaß, in dem mittel- und langfristige Pfade zu einer höheren oder niedrigeren klimaresilienten Entwicklung führen werden.


[1] WGII Summary for Policymakers (37 S) | WGII Full Report (3676 S)
[2] WGI Summary for Policymakers (40 S) | WGI Full Report (3949 S)