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Kommentare & Beiträge

Klaus Müller: Geldmenge, Preise und Zinsen – wie sind die Zusammenhänge?

Geldmenge, Preise und Zinsen – wie sind die Zusammenhänge?
Ob die Preise die Geldmenge bestimmen oder umgekehrt die Geldmenge die Preise, geht zurück auf die Auseinandersetzung zwischen der Currency-Schule und der Banking-Theorie. Der Streit darüber hat in der Geschichte des ökonomischen Denkens für Furore gesorgt hat. Und darüber wird bis heute in immer neuen Variationen debattiert.

Namhafte Vertreter der Currency-Theorie wie etwa David Ricardo glaubten, dass die Geldmenge exogen bestimmt ist. Die Politik der Notenbank entscheide über ihre Höhe. Eine verstärkte Ausgabe von Banknoten erhöhe die Preise und sende dadurch den Geldwert. Karl Marx hingegen stimmte der Meinung der Vertreter der Banking-Theorie (u.a. Thomas Tooke u. John Fullarton) zu, dass der Preis ursprünglich sei, die Geldmenge sich den Preisen und damit an den schwankenden Bedarf der Wirtschaft anpasse. Auf dem „Geldmarkt“ begegneten sich kein unabhängiges Geldangebot und eine Geldnachfrage, vielmehr bilde sich im güterwirtschaftlichen Bereich eine Nachfrage nach Geld, die stets die benötigte Geldmenge in die Zirkulation fließen lasse. Die Erhöhung der Preise und die Geschäftsumsätze gehen der Erhöhung des Notenumlaufes voraus. Es ist immer so viel Geld im Umlauf, wie zur Bezahlung der Preise benötigt wird. Preistreiber der aktuellen Inflation sind Spekulationen an den Rohstoffbörsen, die Inflationserwartungen der Unternehmer, die ihre Kosten nicht zu tatsächlich gezahlten Einstandspreisen, sondern zu erwarteten höheren Wiederbeschaffungspreisen kalkulieren, monopolistische Marktmacht und Profitstreben.
Nach Auffassung der bürgerlichen Ökonomen und Politiker sind hohe Zinsen der Notenbank das probate Mittel zur Bekämpfung der Inflation, dem aktuell sukzessive entsprochen wird. Zinsen schwanken unabhängig vom Agieren der Zentralbanken im Wirtschaftszyklus. Sie variieren in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage auf den Finanzmärkten. Selbstdarstellungen der Zentralbank, besonders die Ankündigung von Geldmengenzielen, täuschen Machbarkeit vor.

Generell und allein sind hohe Zinsen, vor allem unter monopolkapitalistischen Verhältnissen, keine wirksame Waffe gegen die Inflation.

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Franz Garnreiter: Russland bestrafen durch ein Energie-Embargo? Keine gute Idee!

Russland bestrafen durch ein Energie-Embargo? Keine gute Idee!
Ein gegenüber Russland verhängtes Energie-Embargo seitens der EU sei nicht nur nicht wirksam, sondern schaffe sogar noch zusätzliche Zerstörung und Risiken. Boykott bedeutet, ein Teil des Angebots einer Ware vom Markt auszuschließen, demzufolge es zu einem Marktungleichgewicht, gemessen am Angebot zu einer Übernachfrage kommt. Wenn von einem Rohstoff nicht ganz leicht und nicht ganz beliebig mehr produziert werden kann, dann mündet das in Preissteigerungen. Steigt der Ölpreis, dann steigt auch der Gaspreis, und auch der Kohlepreis, und auch der Uranpreis. Die Energieträger können einander häufig ersetzen, sie sind substituierbar. Die Russland boykottierenden EU-Länder schnappen Drittländern deren Öl- und Gaslieferanten weg, sodass diese sich an Russland wenden, um ihren Energiebedarf zu decken.

Russland dürfte trotz der geringeren Exportmenge genauso viel oder sogar mehr erlösen als in früheren Jahren. Und zudem ist Russland nicht auf den Kauf von Waffen auf dem Weltmarkt angewiesen. Mit einem Boykott Russland zum baldigen Kriegsende zu zwingen, scheint sich als Schwindel zu bewahrheiten und bewirkt einen Schub Richtung Klimazerstörung sowie eine Erhöhung eines atomaren Risikos.

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Fred Schmid: Die Anmaßung der G7-Länder

Die Anmaßung der G7-Länder
Die G7 sind der Kern des sog. Werte-Westens: Freedom&Democracy, Werte, die sie selbst weitgehend nur formal leben – oder wie bei der Installierung von G7 ganz außenvorlassen – die sie aber anderen Völkern und Kulturen aufzwingen wollen.
Zur Absicherung ihrer Anmaßung, die ganze Welt in ihrem Sinn und zur Verbesserung der Kapitalverwertung ihrer global operierenden Konzerne zu performen, haben sich die G7 ein weltweites Spinnennetz von Institutionen und Abkommen geschaffen, das sie weitgehend dominieren: Welthandelsorganisation (WTO), Weltbank, IWF, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die mächtigen Zentralbanken Fed und EZB, das internationale Zahlungssystem SWIFT, der Klub der Industriestaaten OECD und die NATO. Der technologische Vorsprung, das akkumulierte Kapital, verbunden mit einer hemmungslosen Ausbeutung von Mensch und Natur befähigen die G7-Staaten, den Löwenanteil des Welt-Sozialprodukts zu erzeugen. Die ökonomische Basis der G7-Anmaßung bilden 147 Transnationale Konzerne, welche die Weltwirtschaft kontrollieren. Der Klub der 147 läßt sich als ein geschlossenes und gegenseitig verflochtenes System mit wechselseitigen Beteiligungen identifizieren. Es handelt sich zum großen Teil um Institutionelle Anleger, die als beherrschende Eigentümer bei den meisten Großkonzernen firmieren. Die Verschmelzung von Finanzkapital mit dem Realkapital ist der Kern der Macht in der Welt der Wirtschaft.

Die Rüstungsausgaben der G7-Länder umfassen 52 Prozent der Welt-Rüstungsausgaben.
Über 14 Millionen der weltweit identifizierbaren Geld-MillionärInnen (22.5 Mio.) leben in einem G7-Land.
Fast ein halbes Jahrhundert nach der Gründung des G7-Gipfels beweisen die G7-Regierungen weiterhin ihre Unfähigkeit, Antworten und Maßnahmen zur Lösung der bestehenden Probleme wie Inflation, Energiekrise, Hungerkrise, Aufrüstung und Kriegsbedrohung anzugehen. Mit ihren Sanktionen gegen Russland und dem Boykott von russischem Erdöl und Gas haben die Mächtigen die Inflation angeheizt und die Gasversorgung der eigenen Bevölkerung mutwillig aufs Spiel gesetzt. Die Bevölkerung zahlt für die Kalte-Kriegs-Politik.

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Mandy Tröger: Die Uber-Story: Tech-Konzerne lobbyieren Politik und Wissenschaft

Die Uber-Story: Tech-Konzerne lobbyieren Politik und Wissenschaft
Das millionenschwere Taxi-App-Unternehmen Uber aus den USA missachtete weltweit Gesetze, täuschte Behörden und betrieb heimlich Lobbyarbeit. Mehr als 124.000 geleakte e-mails und Textnachrichten, bekannt als die Uber-Akten, belegen die fragwürdigen Praktiken des Konzerns in den Jahren 2013 bis 2017. Uber verstieß wissentlich gegen Taxivorschriften, lobbyierte Staatsführer:innen, Milliardäre und Medien, und finanzierte Forschungsvorhaben.

Fast 100 Millionen Euro gab die Technologiebranche im Jahr 2021 aus, um EU-Gesetze zu beeinflussen. Seit Jahren setzen Technologie-Konzerne wie Uber, Apple, Microsoft und der Google-Mutterkonzern Alphabet auf Wissenschaftslobbyismus. Mit sechsstelligen Beträgen unterstützen sie Forschungsinstitute und -vorhaben, die ihre politischen Positionen stärken soll. Im Tausch gegen Geld, Datenzugang und Ansehen opfert diese Art von Forschung im Dienste von Unternehmen ihre Unabhängigkeit und akademische Integrität.

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Leo Mayer: EU-Parlament: Ökolabel für Gas, Atomkraftwerke und Atombomben

EU-Parlament: Ökolabel für Gas, Atomkraftwerke und Atombomben
Ursprünglich sollten durch das Instrument Klima-Taxonomie Investitionen in Windkraft und Solaranlage befördert werden. Nur solche Wirtschaftsaktivitäten, die einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten und der Umwelt nicht an anderer Stelle schaden, sollen nachhaltig, also “grün”, klassifiziert werden. Die Europäische Kommission nahm nun Gas und Atom auf Druck Deutschlands und Frankreichs nachträglich in ihre Taxonomie auf. Damit hat das Europäische Parlament den Gas- und Atomlobbys nachgegeben, indem es den Vorschlag der Kommission unterstützt, sie als nachhaltige Energiequellen einzustufen. Offensichtlich ist es ein harter Schlag für den europäischen Green Deal und für eine ehrgeizige Klimapolitik im Einklang mit dem Pariser Abkommen, die globale Erwärmung auf 1,5° C zu begrenzen. Dies wäre für die Bewältigung des Klimanotstands unerlässlich. Das EU-Parlament sorgt für eine politische Entscheidung ohne jede wissenschaftliche Grundlage, wie sie die Taxonomie-Verordnung verlangt.

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Aktuelle Hefte

report 129

rep129
30 Jahre in Etappen in die Klimakatastrophe
Franz Garnreiter, John P. Neelsen, Willy Sabautzki, Helmut Selinger, Christian Zeller
Umfang: 36 Seiten
Preis: 4,00 €


Wie ist es um das Klima bestellt nach 26 Klimakonferenzen? Was müsste geschehen, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, den Klimakollaps zu verhindern?

Willy Sabautzki gibt einen Überblick über die Beschlüsse der Klimakonferenzen und die Berichte des IPCC. Helmut Selinger plädiert für eine Neuausrichtung der Klimaverhandlungen und stellt ein Berechnungsmodell für die konkreten Klimaschulden vor. Franz Garnreiter: Klimazerstörung in Zeiten zunehmender sozialer Spaltung und zügelloser Militarisierung. John P. Neelsen: Indien – von nachholender zu nachhaltiger Entwicklung? Christian Zeller: Ökologische Schuld anerkennen und fossile Industrie zurückbauen – Ansätze zur Überwindung der Klimakatastrophe.

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info: G7 - Das fatale Regiment der Reichen Welt

info-g7-2022_Seite_1
info: Das fatale Regiment der Reichen Welt
Conrad Schuhler
Umfang: 8 Seiten
Preis: 0,50 €
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Aus den in 1975 als Kamingespräch angelegten Treffen der Regierungschefs der führenden westlichen Nationen hat sich der G7-Gipfel neben dem Austausch zu finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen zu einem straffen Instrument der aktuellen Weltpolitik etabliert. Die G7 ist ein Instrument der reichen Welt, dem Planeten eine "regelbasierte Ordnung" aufzuerlegen, die ihren eigenen Interessen entspricht. Die versammelten Länder agieren wie die politische Agentur des “Westens” gegen den aufholenden “Süden”. Das separierende Moment der internationalen Politik ist der aktuelle wirtschaftliche Entwicklungstand der einzelnen Gesellschaften in der Konfrontation hochentwickelter Volkswirtschaften des Westens gegen Schwellen- und Entwicklungsländer. Die “Zeitenwende” – die Invasion Russlands in die Ukraine hat die Position des westlichen Imperialismus gestärkt. Der “China-Block” mit Ländern höchst unterschiedlicher gesellschaftlicher Ideologien positioniert sich als Gegenspieler der G7-Länder.

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report 128

rep128
Der wahre Bertelsmann-Konzern
Jörg Becker
Umfang: 32 Seiten
Preis: 3,50 €


Als Buchverlag gegründet, hat sich Bertelsmann im Laufe der Zeit zu einem international agierenden Konzern mit unzähligen Tochterfirmen entwickelt, der Bücher, Zeitschriften, Tonträger und TV-Soap-Serien produziert. Die Tochtergesellschaft Arvato besitzt und organisiert Dienstleistungszentren, Call-Center und IT-Systeme. Der Autor Prof. Dr. Jörg Becker analysiert die Entwicklung des Konzerns, sein Agieren in den USA, der VR China und in Südamerika sowie seine Aktivitäten in Steueroasen. Ein Kapitel widmet sich der Bertelsmann-Stiftung und ihrem industriellen Lobbyismus, ein weiteres den Arbeitskämpfen im Konzern.

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report 126

rep126
Digitaler Kapitalismus
Mandy Tröger


Umfang: 32 Seiten
Preis: 3,50 €


Im digitalen Raum wird Kommunikation zunehmend durch Daten gestaltet, die wir als Nutzer*innen zur Verfügung stellen und auf deren Nutzung haben wir wenig Einfluss haben.

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Im globalen Wettlauf um neue Märkte zieht sich die Markt- und Datenmacht der GAFAM-Unternehmen (Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft) durch alle Bereiche des politischen und sozialen Lebens. Sie findet Ausdruck im Einfluss dieser Unternehmen auf politische Entscheidungsprozesse und Datenschutzregularien, auf sich ändernde Konzepte von Arbeit sowie in Debatten zur Zukunft des Journalismus.

isw-report 126 bietet eine historisch-kritische Analyse dieser neuen Datenmärkte sowie der neuen Monopole globaler Technologiekonzerne, die diese Märkte weitgehend bestimmen, beleuchtet ihre Unternehmensgeschichte, ihre Marktstrategien, ihre Lobbyarbeit und ihre gesellschaftliche Einflussnahme.

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isw-Veranstaltungen

24.09. 28. isw-forum: Klima-Imperialismus, Planetarische Ausbeutung und Neo-Kolonialismus

28-forum
Datum: Samstag, 24. September 2022 13-18 Uhr

Ort: im EineWeltHaus München, Gr. Saal E01 Schwanthalerstr. 80, Rgb. (U4/5 Theresienwiese) und online via Zoomkonferenz (Meeting-ID: 869 9613 3952)

In der aktuellen Auseinandersetzung um Klimaschutzmaßnahmen wird klar, dass diese zu Lasten des globalen Südens und der dort lebenden Menschen gehen werden. Die Lebensweise unter kapitalistischen Produktions- und Lebensbedingungen führt zu einer Externalisierung der Folgeschäden. Dazu zwei Beispiele: Die Ampel-Koalition will bis 2030 den Strombedarf zu 80% aus sog. Erneuerbaren Energien decken. Dies geht nur durch Energieimporte, etwa aus geplanten Sonnenkraftwerken in afrikanischen Ländern. Durch die mit Milliardensummen finanzierten Exklaven der Energieproduktion werden die Menschen vor Ort ihres Territoriums und ihrer Bewegungsfreiheit beraubt. Das Landgrabbing wird sich weiter beschleunigen. Der zunehmende Bedarf von Lithium und Kupfer für die Elektromobilität, unser „grüner“ Umbau, führt in den exportierenden Ländern in Lateinamerika zu massiven Schäden und konterkariert deren Bemühungen um Umweltschutz.

Mit Vorträgen von Prof. Dr. Ulrich Brand, Kathrin Hartmann und Dr. Kerem Schamberger
Bedingt durch die Corona-Pandemie waren unsere Einnahmen, die wir normalerweise an Informationsständen bei Veranstaltungen, Demonstrationen etc. erzielen, im vergangenen Jahr völlig weggebrochen.

Nun zeichnet sich ab, dass sich dieser Zustand auch in diesem Jahr fortsetzen wird. Damit fehlt uns weiterhin eine wichtige Einnahmequelle. Um unsere Arbeit in gewohnter Qualität fortsetzen zu können, sind wir deshalb mehr denn je auf Spenden angewiesen.

Zum Spendenaufruf
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